Inhaltsverzeichnis:
- Merle Abel dokumentiert Suizidversuch und Abschiebung
- Kinder bei Nachtaktionen betroffen
- Diakonie warnt vor Rückführungsoffensive
- Reaktionen und Ausblick
Merle Abel dokumentiert Suizidversuch und Abschiebung
Ein besonders drastischer Fall betraf einen Mann mit frischen Schnittverletzungen nach einem Suizidversuch. Die Wunden wurden direkt am Flughafen notversorgt, anschließend wurde er in sein Herkunftsland abgeschoben. Trotz rechtlicher Zulässigkeit wirft der Fall ethische Fragen auf. Die Beobachterin der Diakonie, Merle Abel, äußert Kritik an der Praxis, Menschen unmittelbar nach suizidalen Krisen abzuschieben.
Zwischen März 2024 und Ende Februar 2025 beobachtete Abel insgesamt 158 Einzelabschiebungen sowie 17 Sammelabschiebungen. Letztere betrafen Geflüchtete auch aus anderen Bundesländern. Die Diakonie begleitet diese Abschiebungen stichprobenartig vom Hamburger Flughafen aus.
Kinder bei Nachtaktionen betroffen
Die Diakonie kritisiert, dass Kinder regelmäßig Zeugen nächtlicher Abschiebungen ihrer Eltern werden. Dies geschehe oft unter Zwang und unter Bedingungen, die aus Sicht der Beobachterin gegen die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen verstoßen könnten. Die Konvention fordert, dass das Kindeswohl stets im Mittelpunkt steht.
Nach Aussage des Berichts sei insbesondere die psychische Belastung für Kinder hoch, wenn Familienmitglieder ohne Vorwarnung abgeführt werden. Die emotionale Ausnahmesituation könne schwerwiegende Langzeitfolgen verursachen. Auch der Umgang mit kranken oder psychisch instabilen Personen sei häufig nicht ausreichend auf deren Zustand abgestimmt.
Diakonie warnt vor Rückführungsoffensive
Die Diakonie befürchtet, dass die von der künftigen Bundesregierung angekündigte Rückführungsoffensive zulasten der Menschenrechte durchgesetzt wird. Diese Pläne könnten aus Sicht der Organisation dazu führen, dass humanitäre und gesundheitliche Aspekte in den Hintergrund rücken.
Laut Jahresbericht steht die Einhaltung internationaler Abkommen zunehmend unter Druck. Die Diakonie fordert klare Regeln zum Schutz besonders vulnerabler Gruppen, wie:
- Kinder
- psychisch kranke Personen
- Menschen mit akuten medizinischen Problemen
Reaktionen und Ausblick
Die Innenbehörde Hamburg meldete für das vergangene Jahr 1.746 vollzogene Abschiebungen. Trotz der bestehenden Kritik wird das Vorgehen derzeit als rechtlich gedeckt bewertet. Die Debatte über menschenwürdige Rückführungen wird jedoch weitergeführt.
Merle Abel betont die Notwendigkeit unabhängiger Beobachtung jeder Abschiebung. Nur so könnten Missstände dokumentiert und politische Konsequenzen angestoßen werden. Die Diakonie will auch in Zukunft auf systematische Probleme aufmerksam machen.
Quelle: Tagesschau