Inhaltsverzeichnis:
- Hamburger Stadtteilschule Wilhelmsburg
- Karin Prien (CDU) stellt Obergrenze zur Diskussion – Hamburg lehnt ab
- Sprachförderung und Herkunftssprachen
- Entwicklung der Familiensprachen laut Schulstatistik
Hamburger Stadtteilschule Wilhelmsburg
An der Stadtteilschule Wilhelmsburg sprechen über 90 Prozent der Kinder zu Hause eine andere Sprache als Deutsch. Der Grundschulleiter Can Yörenc beobachtet täglich die sprachliche Vielfalt seiner Schülerinnen und Schüler. In der Klasse 1D werden unter anderem Spanisch, Türkisch und Thailändisch gesprochen. Der Unterricht erfolgt auf Deutsch, doch die Lese- und Sprachfähigkeiten variieren stark. Ein einheitlicher Lernstand lässt sich laut Yörenc nicht feststellen.
Die Schule erhält zusätzliche Ressourcen aufgrund ihres hohen Sozialindex. Diese Mittel dienen der gezielten Förderung der Kinder, die aus sozioökonomisch herausfordernden Verhältnissen stammen. In der Vorschule beginnt die Sprachförderung, die in der Grundschule fortgeführt wird.
Karin Prien (CDU) stellt Obergrenze zur Diskussion – Hamburg lehnt ab
Bundesbildungsministerin Karin Prien von der CDU hatte sich in einem Interview offen für eine Obergrenze von 30 bis 40 Prozent Kindern mit Migrationshintergrund gezeigt. Dieses Modell, das sich an Dänemark orientiert, sei laut ihr eine denkbare Option. Doch in Hamburg stößt diese Idee auf deutliche Ablehnung.
Die Schulbehörde erklärt, dass 55 Prozent der Hamburger Schülerinnen und Schüler überwiegend nicht Deutsch als Familiensprache sprechen. Eine Umverteilung, wie von Prien angedacht, sei laut Behörde nicht realisierbar. Sie würde einen enormen logistischen Aufwand verursachen und sei schlichtweg nicht praktikabel. Auch Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Dorit Stenke (CDU) spricht sich gegen eine solche Maßnahme aus.
Sprachförderung und Herkunftssprachen
In Hamburg gibt es verpflichtende Sprachstandserhebungen für Kinder ab viereinhalb Jahren. Erkennt man Förderbedarf, besuchen die Kinder spezielle Vorschulen. Dort werden sie auf den Regelunterricht vorbereitet.
Der herkunftssprachliche Unterricht wird in drei Sprachen angeboten: Albanisch, Türkisch und Arabisch. Laut Yörenc sei das bei rund 120 in Hamburg gesprochenen Sprachen zwar nicht ausreichend, aber ein Anfang. Zusätzlich sollen Kinder ihre Herkunftssprachen im Schulalltag einsetzen dürfen – etwa in Gruppenarbeiten oder im Nachmittagsunterricht.
Professorin Ingrid Gogolin von der Universität Hamburg betont den Nutzen von Mehrsprachigkeit für den Erwerb der deutschen Sprache. Laut ihr ist es entscheidend, dass Unterrichtsmethoden die Sprachbiografie der Kinder berücksichtigen – auch im Fachunterricht wie Mathematik.
Entwicklung der Familiensprachen laut Schulstatistik
Die folgende Tabelle zeigt den Anstieg der Anteile von Schülerinnen und Schülern mit nichtdeutscher Familiensprache in Hamburg zwischen 2015 und 2025.
| Schuljahr | Familiensprache deutsch (%) | Familiensprache nicht deutsch (%) |
|---|---|---|
| 2015/16 | 75,9 | 24,1 |
| 2016/17 | 74,5 | 25,4 |
| 2017/18 | 72,9 | 27,1 |
| 2018/19 | 71,9 | 28,1 |
| 2019/20 | 71,3 | 28,7 |
| 2020/21 | 70,8 | 29,2 |
| 2021/22 | 70,1 | 29,9 |
| 2022/23 | 67,3 | 32,7 |
| 2023/24 | 66,2 | 33,8 |
| 2024/25 | 65,4 | 34,6 |
Der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit überwiegend nichtdeutscher Familiensprache ist in zehn Jahren um mehr als 10 Prozentpunkte gestiegen. Dieser Trend unterstreicht die Bedeutung frühzeitiger Sprachförderung und einer pädagogisch begleiteten Mehrsprachigkeit.
Hamburgs Schulen sehen sich mit einer wachsenden sprachlichen Vielfalt konfrontiert. Die Bildungsstrategie setzt auf Integration durch Förderung und Dialog. Vorschläge wie eine Obergrenze stoßen auf breite Ablehnung in Politik und Praxis. Stattdessen bleibt das Ziel, allen Kindern – unabhängig von ihrer Herkunft – einen erfolgreichen Bildungsweg zu ermöglichen.
Quelle: NDR, www.24edu.info/de